Die Situation der bedrängten und verfolgten Christen in Pakistan war das Thema eines Vortrags am 04.02.2011 im Pfarrsaal Heilig Kreuz, Villingen. Walter Flick von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) Frankfurt und Heinz Josef Ernst, Villingen, berichteten von ihrer gemeinsamen Reise im Oktober 2010. Veranstalter waren das katholische Bildungswerk Heilig Kreuz und die Christlich Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA) im Schwarzwald-Baar-Kreis. – Pakistan ist ein Land, das wegen der Taliban-Aktivitäten an der Grenze zu Afghanistan und auch wegen verschiedener Anschläge von Selbstmordattentätern als besonders gefährlich eingestuft wird. Anlass der Reise war eine Einladung des katholischen Bischofs von Faisalabad, Joseph Coutts, der ein umfangreiches Programm für seine Gäste organisiert hatte. Es gab Begenungen mit Priestern und kirchlichen Mitarbeitern, die im Bereich Gerechtigkeit und Frieden Bedrohten und Verfolgten beistehen; ebenso mit nichtkirchlichen Anwälten, die den Gästen ihre Klienten vorstellten, wie zum Beispiel Opfer des umstrittenen Blasphemiegesetzes. Diese bleiben trotz Freispruch in ständiger Lebensgefahr, gleichgültig, in welcher Stadt des Landes sie sich aufhalten; der einzige Ausweg ist oft nur der Asylantrag in einem anderen Land. – Auch gab es einen Empfang in einer Pfarrgemeinde, in der viele Häuser durch den starken Regen im August 2010 geschädigt waren. Walter Flick und Heinz Ernst konnten sich vor Ort davon überzeugen, dass die Spenden aus Deutschland zur Behebung der Flutschäden richtig ankamen. Dieser Ort (Issanagri) liegt außerhalb des überfluteten Gebietes, in dem zur Zeit immer noch vier Millionen Menschen obdachlos sind.
Ein anderes Problem ist die häufige Vergewaltigung (und manchmal auch Entführung) von christlichen Frauen und Mädchen. Dabei ist es gefährlich, eine Anzeige zu erstatten, da es sich bei den Tätern meist um Mitglieder aus angesehenen muslimischen Familien handelt (Pakistan mit seinen 170 Millionen Einwohnern ist zu 96 Prozent muslimisch; der Anteil der Christen beträgt 2,5 Prozent). Ein Mitarbeiter des Bischofs stellte ein vergewaltigtes 14-jährigen Mädchen (in Begleitung ihres Vaters) vor. Da dieser Anzeige erstattet hatte gab es Morddrohungen und die gesamte sechsköpfige Familie mußte versteckt und finanziell unterstützt werden.
Die pakistanischen Christen stehen immer wieder – auch öffentlich – zu ihrem christlichen Glauben, trotz mancherlei Bedrängnis und Aufforderungen, endlich muslimisch zu werden, Morddrohungen und gewalttätigen Übergriffen. Im August 2009 gab es einen regelrechten Pogrom auf Christen: Acht Personen verbrannten dabei in ihrem Haus und wurden im Gottesdienst als Märtyrer geehrt.
Dieses Ereignis führte dazu, dass muslimische Führer und die Beauftragten des Bischofs den Interreligiösen Dialog intensivierten, um zur De-Eskalation der angespannten Situation zwischen Muslimen und Christen beizutragen. Ein weiteres Thema war die Situation der Ziegeleiarbeiter. Diese werden ausgebeutet und müssen bei Temperaturen um 50° C arbeiten und leben in der Nähe ihres Arbeitsfeldes in menschenunwürdigen Verhältnissen. Es gibt keinerlei Infrastruktur – weder fließendes Wasser, sanitäre Anlagen, noch Elektrizität. – Zum Schluß gab es einige Beispiele zur konkreten Hilfe: Schreiben von Appellbriefen, finanzielle Unterstützung der IGFM-Projektarbeit, sowie das Gebet für die Bedrängten und Verfolgten. – Heinz Josef Ernst