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Gewalt gegen die Kirche in Bolivien nimmt zu
Kirche in Not: Die Kirche in Bolivien wird nach Informationen des weltweiten katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ von regierungsnahen Gruppen und ihren Anhängern massiv bedroht. Nach Angaben von Javier Legorreta, dem Leiter der Lateinamerika-Abteilung von „Kirche in Not”, beginne die Kirche in Bolivien „eine verfolgte Kirche zu werden, eine leidende Kirche in großer Not“. Wie Legorreta berichtet, seien zum Beispiel vor einigen Tagen in der Stadt Villa Ingenio (Diözese El Alto) eine Kapelle und andere Gebäude der dortigen Pfarrgemeinde gewaltsam abgerissen worden – und diese Vorkommnisse seien keine Einzelfälle.
Mitglieder einer Nachbarschaftsgruppe, einer so genannten „Junta de Vecinos“, hatten den Angaben zufolge das Gebäude in Villa Ingenio besetzt und den Priester, Hilarion Perez, dazu gezwungen, eine schriftliche Genehmigung für den Abriss zu unterzeichnen. Die Täter hätten den Priester dabei massiv eingeschüchtert und gedroht, die Gebäude mit Dynamit zu sprengen, wenn er nicht sofort unterschreibe. Um die Sicherheit seiner Pfarreimitglieder nicht zu gefährden, habe Perez das Papier daraufhin unterschrieben. Kurz danach hätten Mitglieder der kommunalen Regierung mit Hilfe von schweren Maschinen begonnen, die Kapelle abzureißen. Außerdem wurden die angrenzenden Pfarrgebäude zerstört, die zwischen 1986 und 1988 mit Hilfe deutscher Spenden errichtet worden waren. Als offizielle Begründung für den Abriss gab der Vorsitzende der Kommune, Rolando Aruquipa, an, man wolle an dieser Stelle eine medizinische Versorgungseinrichtung aufbauen. Unweit der abgerissenen Kapelle existiere aber bereits eine solche Einrichtung, so Legorreta.
Der Bischof der Diözese El Alto, Jesus Juarez, sagte zu den Vorfällen, die Kirche sei nicht gegen ein Gesundheitszentrum, aber sie sei nicht mit den beim Abriss der Kapelle eingesetzten Methoden einverstanden. Diese Behandlung habe tiefe Schmerzen in der katholischen Gemeinde verursacht. Bischof Juarez fügte hinzu, er bitte die lokalen und nationalen Behörden, die Sicherheit der Gläubigen zu gewährleisten sowie die Einrichtungen der katholischen Kirche zu schützen. Diese leisteten einen wichtigen sozialen und missionarischen Dienst. Der Schutz und die Sicherheit der Kirchen stehe im Einklang mit dem Recht auf Religionsfreiheit, wie es in der bolivianischen Verfassung definiert sei, betonte Juarez.
Zur Gesamtsituation in Bolivien sagte “Kirche in Not“-Lateinamerikareferent Javier Legorreta, er beobachte, dass die Kirche sich darum bemühe, ein Klima des Dialogs und des Friedens zu schaffen. Aber die Zeichen der Feindseligkeit von Seiten der Regierung würden immer stärker. So habe der bolivianische Präsident Evo Morales der katholischen Kirche in seiner Rede auf dem Welt-Sozialforum in Brasilien im Januar vorgeworfen, ein “Feind des Friedens“ in Bolivien zu sein. Morales habe damals für sein Land „einen anderen Glauben, eine andere Religion und eine andere Kirche“ gefordert. Der Präsident habe klar gesagt, dass die katholische Kirche sein größter Gegner bei der Reform des Landes sei und wörtlich ausgerufen: “Wir müssen sie auswechseln!” Diese Forderung könne nicht zum Frieden in einem mehrheitlich katholischen Land beitragen, sagte Legorreta. Er bedaure, dass sich die Lage der Religions- und Meinungsfreiheit in Bolivien ähnlich wie in Venezuela zunehmend verschlechtere. Eine der größten Prioritäten von „Kirche in Not“ sei es nun, den Ortskirchen dabei zu helfen, ihren Landbesitz notariell zu verbriefen, damit sie einen juristischen Rückhalt hätten. Das sei vor allem deshalb wichtig, weil manche Grundstücke früher oft nur „per Handschlag“ in den Besitz der Kirche gelangt seien und nun von willkürlicher Enteignung bedroht seien, betonte Legorreta abschließend.